Rund um Zschopau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Weltmeister Stefan Merriman (AUS) beim WM-Lauf 2004 am Teufelsberg in Scharfenstein
Weltmeister Andrea Verona (ITA) beim WM-Lauf 2022 am Start zu einer Sonderprüfung

Rund um Zschopau ist eine Enduroveranstaltung, die seit 1955 in und um die Stadt Zschopau im Erzgebirge ausgetragen wird. Aufgrund ihres anspruchsvollen Kurses und der oft schlechten Wetterbedingungen gilt die Veranstaltung als eine der weltweit schwersten Enduroveranstaltungen. Die Besucherzahlen liegen heute bei rund 30.000 bis 40.000 Zuschauern. Damit ist Rund um Zschopau nach dem Motorrad-WM-Rennen auf dem Sachsenring die meistbesuchte Motorsportveranstaltung in Sachsen. Rund um Zschopau ist fester Bestandteil im Kalender der Internationalen Deutschen Enduro-Meisterschaft und darüber hinaus unregelmäßig Austragungsort eines Laufs zur Enduro-Weltmeisterschaft.

Unter der Bezeichnung Rund um die MZ-Stadt Zschopau, unter der die Veranstaltung ab Mitte der 1960er-Jahre bis 1990 ausgetragen wurde, findet seit 2004 in der Regel jährlich im Sommer ein sogenanntes Classic Enduro nach früheren Regeln für Geländesport-Wettbewerbe statt.

Enduroveranstaltungen, damals noch Geländesport- oder Motorradleistungsprüfung genannt, fanden im Mittleren Erzgebirge bereits ab Mitte der 1920er Jahre statt. Zuerst waren es vor allem Schulungsfahrten für die einheimischen Six-Days-Fahrer. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand 1952 unter der Bezeichnung „Rund um Chemnitz“ eine DDR-Bestenprüfung statt, bei der auch Zschopau Durchfahrtsort war. Mit der Unterstützung des ortsansässigen VEB Motorradwerk Zschopau wurde am 16. Oktober 1955 die erste Geländefahrt „Rund um Zschopau“ durchgeführt. Im darauf folgenden Jahr wurde der Wettkampf bereits als Lauf zur DDR-Meisterschaft gewertet. Ab 1957 erfolgte bis 1974 die Austragung als Zwei-Tage-Fahrt. Dies bedeutet, dass am zweiten Tag die Strecke in umgekehrter Richtung befahren wurde.

1968 war die Veranstaltung gleichzeitig der erste Lauf überhaupt zur Europameisterschaft im Geländesport. Weitere Europameisterschaftsläufe fanden 1969, 1970, 1971 und 1972 statt. Aufgrund politischer Entscheidungen durften ab diesem Zeitpunkt keine weiteren EM-Läufe mehr durchgeführt werden. Auch die Teilnahme von westeuropäischen Startern war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. 1979, 1981, 1984, 1987 fanden dann Läufe um den „Pokal der Freundschaft der sozialistischen Länder“ als Zweitages-Veranstaltungen statt. Angesichts der Erfolge bei der 62. Internationalen Sechstagefahrt 1987 – DDR-Mannschaften gewannen drei der vier Wettbewerbe – bewarb sich der MC MZ Zschopau mit Zustimmung des ADMV beim Weltverband FIM um die Ausrichtung eines internationalen Laufs. 1989 erteilte diese den Zuschlag für einen Lauf der zum Jahr 1990 neu geschaffenen Enduro-Weltmeisterschaft.

Der WM-Lauf 1990 war eine Zweitagesveranstaltung, bei der jeweils im Sportforum in Karl-Marx-Stadt gestartet wurde und auch das Ziel befand sich dort. Starke Niederschläge im Vorfeld sorgten für herausfordernde Streckenbedingungen. Rund 100.000 Zuschauer verfolgten das Ereignis.[1]

Als Folge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion fiel nach 1990 die Unterstützung des Motorradwerkes Zschopau weg. Somit konnten in den Folgejahren keine weiteren Meisterschaftsläufe ausgetragen werden. Die in der Region ansässigen Vereine und Endurosportler versuchten jedoch, den Endurosport nicht einschlafen zu lassen. So veranstaltete der EMC Witzschdorf 1992 ein so genanntes „November-Enduro“. 1996 war die Veranstaltung bereits wieder soweit angewachsen, dass sie als Internationales November-Enduro veranstaltet wurde. Bereits der nächste Lauf im Jahr 1997 galt wieder als Finallauf der deutschen Enduro-Meisterschaft. Seit 1999 trägt die Veranstaltung wieder den Titel „Rund um Zschopau“. Diese Namensänderung dauerte so lange, da die Aktiven im veranstaltenden MSC Rund um Zschopau so lange warten wollten, bis die ehemaligen Verantwortlichen des MC MZ Zschopau ihren erworbenen Namen an die „Neulinge“ weitergaben. Im Jahr 2004 war die Veranstaltung von der deutschen Sport-Föderation DMSB bei der FIM zum Weltmeisterschaftslauf als Finallauf der Enduro-Weltmeisterschaft beantragt worden, das Zuschauerinteresse lag mit rund 125.000 Zuschauern weit über den Erwartungen. Üblicherweise wird ein WM-Lauf über zwei Tages-Wertungsläufe ausgetragen, so auch in Zschopau. Allerdings nutzten die Verantwortlichen des MSC die Chance viele ehemalige Aktive aus den verschiedensten Nationen zu zusätzlichen Veranstaltungen einzuladen. So wurde als Rahmenprogramm ein Parallel-Motocross mit 48 ehemaligen Welt- und Europameistern initiiert. Allein zu diesem Wettkampf kamen mehr als 20.000 Zuschauer.

2005 war der Lauf wieder das Finale der Deutschen Enduro-Meisterschaft und gleichzeitig Finallauf zur österreichischen Staatsmeisterschaft.

Aufgrund der Anstrengungen zur Durchführung einer umweltverträglichen Veranstaltung nach den neuen, zu diesem Zeitpunkt noch vorläufigen Umweltrichtlinien der nationalen Föderation erhielten die Organisatoren 2004 den DMSB-Umweltpreis und 2005 den FIM-Umweltpreis. Diese geleisteten Anstrengungen und Anregungen sind heutzutage Standard für ökologisch nachhaltigen Geländesport in Deutschland.

Seit dem Jahr 2009 wird als erste Wertungsprüfung im Rahmen der Gesamtveranstaltung ein Prolog auf kleinerem Raum mit künstlichen Hindernissen ausgetragen.[2]

Im Jahr 2012 fand die Veranstaltung nicht statt. Markante Streckenabschnitte waren jedoch Bestandteil der Tagesetappen am dritten und vierten Wettkampftag der 87. Internationalen Sechstagefahrt mit Start und Ziel am Sachsenring.

Im Juli 2013 starb der langjährige Fahrtleiter Gunter Illgen. In Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Veranstaltung im Speziellen sowie den sächsischen Enduro-Nachwuchs und deutschen Endurosport im Allgemeinen, wurde durch den MSC Rund um Zschopau e. V., seiner Witwe sowie dem ADAC Sachsen e. V. der „Gunter-Illgen-Gedächtnispokal“ initiiert. Diese Sonderwertung wird ausschließlich bei Rund um Zschopau ausgefahren. Dafür werden klassenübergreifend alle aus Sachsen stammenden Fahrer bis 23 Jahre erfasst. Gewinner des Wanderpokals ist, welcher nach den ersten beiden Runden anhand der Sonderprüfungszeiten der Schnellste ist.[3]

Im Jahr 2017 war die Veranstaltung erneut Finallauf zur Enduro-Weltmeisterschaft.[4]

Im Oktober 2020 sollte die Veranstaltung wieder Finallauf der Enduro-Weltmeisterschaft werden.[5] Infolge der COVID-19-Pandemie in Deutschland wurden Beschränkungen bzw. umfangreiche Auflagen für die Durchführung von Veranstaltungen in Kultur und Sport erlassen. Da Punkte wie u. a. Abstandsregeln, Maskenpflicht, Zuschauerzählung sowie Zuschauerbegrenzung aufgrund der Veranstaltungsgröße organisatorisch, logistisch und finanziell nicht umsetzbar sind, wurde die Veranstaltung aufgrund dessen vom organisierenden MSC Rund um Zschopau e. V. Anfang Juli 2020 ersatzlos abgesagt.[6] Vom 8. bis 10. Oktober 2021 sollte der vorletzte Lauf zur Enduro-Weltmeisterschaft in Zschopau ausgetragen werden.[7] Wie bereits im Jahr zuvor, waren die Auflagen zur Durchführung aufgrund der anhaltenden Pandemielage nicht umsetzbar und die Veranstaltung musste daher wiederholt ersatzlos abgesagt werden.[8]

Nach den pandemiebedingten Absagen der Jahre 2020 und 2021, wurde Rund um Zschopau vom 14. bis 16. Oktober 2022 wieder ausgetragen. Dies nach 2017 erneut als Finallauf zur Enduro-Weltmeisterschaft.[9]

Vom 17. bis 19. Oktober 2025 soll erneut der Finallauf zur Enduro-Weltmeisterschaft in Zschopau ausgetragen werden.[10]

Jahr Gesamt-Sieger (seit 1996)
2024 Deutschland Jeremy Sydow, Sherco
2023 Deutschland Jeremy Sydow, Sherco
2022 SpanienSpanien Josep García, KTM (a)
2021 nicht ausgetragen
2020 nicht ausgetragen
2019 FrankreichFrankreich Théophile Espinasse, Sherco
2018 Deutschland Dennis Schröter, Husqvarna
2017 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Steve Holcombe, Beta (a)
2016 Deutschland Marco Neubert, KTM
2015 Deutschland Edward Hübner, KTM
2014 FrankreichFrankreich Christophe Nambotin, KTM
2013 Deutschland Marcus Kehr, KTM
2012 nicht ausgetragen
2011 Finnland Eero Remes, KTM
2010 Finnland Eero Remes, KTM
2009 Finnland Juha Salminen, KTM
2008 Deutschland Marcus Kehr, KTM
2007 Finnland Juha Salminen, KTM
2006 Deutschland Marcus Kehr, KTM
2005 Deutschland Ralf Scheidhauer, KTM
2004 Finnland Juha Salminen, KTM (a)
2003 Deutschland Ralf Scheidhauer, KTM
2002 SchwedenSchweden Peter Bergvall, Yamaha
2001 SchwedenSchweden Anders Eriksson, Husqvarna
2000 AustralienAustralien Stefan Merriman, Husqvarna
1999 SchwedenSchweden Rickard Larsson, Husqvarna
1998 ItalienItalien Stefano Passeri, KTM
1997 ItalienItalien Stefano Passeri, KTM
1996 ItalienItalien Stefano Passeri, KTM
Jahr Prolog-Sieger (seit 2009)
2024 nicht ausgetragen
2023 nicht ausgetragen
2022 SpanienSpanien Josep García, KTM
2021 nicht ausgetragen
2020 nicht ausgetragen
2019 FrankreichFrankreich Théophile Espinasse, Sherco
2018 Schweiz Jonathan Rossé, Yamaha
2017 FrankreichFrankreich Loïc Larrieu, Yamaha
2016 Deutschland Marco Neubert, KTM
2015 Deutschland Marco Neubert, Honda
2014 FrankreichFrankreich Christophe Nambotin, KTM
2013 Deutschland Sascha Meyhoff, Beta
2012 nicht ausgetragen
2011 FrankreichFrankreich Marc Bourgeois, Yamaha
2010 Deutschland Marcus Kehr, KTM
2009 Deutschland Mike Hartmann, Husaberg
Jahr Gunter-Illgen-Gedächtnispokal (seit 2013)
2024 Deutschland Pascal Sadecki, Fantic
2023 Deutschland Jeremy Sydow, Sherco
2022 nicht ausgetragen
2021 nicht ausgetragen
2020 nicht ausgetragen
2019 Luca Fischeder, Sherco
2018 Luca Fischeder, Sherco
2017 Florian Görner, KTM
2016 Patrick Strelow, Husqvarna
2015 Bruno Wächtler, KTM
2014 Bruno Wächtler, KTM
2013 Bruno Wächtler, KTM
(a) 
1. sowie 2. Wertungstag
  • Steffen Ottinger: Rund um Zschopau. Die Geschichte einer Motorradgeländefahrt. 1. Auflage. Band 1. HB-Werbung und Verlag, Chemnitz 2004, ISBN 3-931770-49-4.
  • Steffen Ottinger: Rund um Zschopau. Die Geschichte einer Motorradgeländefahrt. 1. Auflage. Band 2. HB-Werbung und Verlag, Chemnitz 2011, ISBN 978-3-00-036705-2.
  • Michl Koch: Aber bitte mit Sahne. Enduro-WM in Zschopau/DDR. In: Paul Pietsch (Hrsg.): MOTORRAD. Heft 14. Verlag Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 1990, ISSN 0027-237X, S. 144–149.
  • Programmhefte 1999–2022
Commons: Rund um Zschopau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Michl Koch: Aber bitte mit Sahne. Enduro-WM in Zschopau/DDR. In: MOTORRAD. Heft 14, 1990, S. 144–149.
  2. „Rund um Zschopau“ startet 2009 erstmalig mit einem Prolog! In: enduro-zschopau.de. MSC Rund um Zschopau e. V., 2. September 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Oktober 2017; abgerufen am 25. Oktober 2017.
  3. Der Gunter-Illgen-Gedächtnispokal. In: enduro-zschopau.de. MSC Rund um Zschopau e. V., 30. September 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2017; abgerufen am 25. Oktober 2017.
  4. Enduro-WM 2017: Finale in Zschopau! In: enduro-zschopau.de. MSC Rund um Zschopau e. V., 17. Mai 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2017; abgerufen am 1. Juli 2017.
  5. Offiziell bestätigt: EnduroGP-Finale wieder in Zschopau! In: enduro-zschopau.de. MSC Rund um Zschopau e. V., 27. Juli 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2019; abgerufen am 24. September 2019.
  6. Enduro-WM-Lauf Zschopau abgesagt. In: magazin.baboons.de. BABOONS GmbH, 7. Juli 2020, abgerufen am 19. September 2020.
  7. Die Absage des WM-Finallaufs 2020 war ein herber Rückschlag. – Nun sind wir zurück: Enduro GP 2021 in Zschopau. In: enduro-zschopau.de. MSC Rund um Zschopau e. V., abgerufen am 13. Mai 2021.
  8. Rund um Zschopau 2021 kann erneut nicht stattfinden! In: enduro-zschopau.de. MSC Rund um Zschopau e. V., 27. Juli 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. August 2021; abgerufen am 2. August 2021.
  9. Enduro-GP: Termine 2022 mit Zschopau! In: magazin.baboons.de. BABOONS GmbH, 22. Oktober 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  10. Zschopau zurück in der Enduro-WM. In: magazin.baboons.de. BABOONS GmbH, 5. August 2024, abgerufen am 13. September 2024.